nun ist sie gelaufen, die erfolgreiche Aktion des Vereins LASSO auf dem Marktplatz und in der Fußgängerzone, die u.a. von AUFBRUCH BRETTEN unterstützt wurde. Alexandra Grenzhäuser, die Vorsitzende von LASSO, schreibt dazu in einem eigenen Bericht:
Bretten, selbst-er-fahren
Für den vergangenen Samstag ludt Lasso e. V., mit Unterstützung von „Aufbruch Bretten“, „die Aktiven“ und dem „VdK Ortsverband Bretten“, zu einer Begehung mit dem Oberbürgermeister, Bürgermeister und den Damen und Herren Gemeinderäten ein.
Hintergrund dieser Aktion war, den Menschen die laufen können, die Problematik zu vermitteln, welche scheinbar kleinen Hindernisse große Hürden für jemanden sein können, dessen Mobilität eingeschränkt ist und der mit Rollstuhl oder Rollator oder auch mit Gehhilfen unterwegs ist. Durch diese ‚kleinen Hindernisse‘ kann sich das Fortkommen derart erschweren, dass mobilitätseingeschränkte Menschen oft lieber zu Hause bleiben und sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Hier beginnt leicht eine Vereinsamung und Depression. Diese Situation kommt dann noch zu den alltäglichen Problemen als körperlich eingeschränkter Mensch dazu.
Durch die große Resonanz an der Aktion wurde schnell klar, dass dieses Thema für viele Betroffene sehr wichtig ist. Oberbürgermeister Wolff war leider verhindert. Bürgermeister Nöltner zeigte im Laufe der Begehung großes Interesse an den Problemen. Ganz am Anfang zeigten sich auf dem Marktplatz schadhafte Stellen, in denen sich zum Beispiel die kleinen Räder eines Rollstuhls verschränken können und dadurch der Rollstuhl blockiert werden kann, was unter Umständen sehr schmerzhaft für denjenigen, der im Rollstuhl sitzt, ist.
Lasso e. V. hatte einen Rollstuhl und einen Rollator mitgebracht, mit denen jeder mal ausprobieren konnte, wie es sich anfühlt, sich mit solchen Hilfsmitteln fortzubewegen. Herr Nöltner nahm das Angebot an und probierte aus, vom Marktplatz aus die Behindertentoilette neben dem Melanchthonhaus zu erreichen.
Hier zeigten sich gleich mehrere Probleme. Da das Gefälle auf den beiden Seiten des Weges unterschiedlich steil ist, verlor das eine Hinterrad des Rollstuhls den Bodenkontakt und drehte durch. Gleichzeitig musste aber die Unebenheiten des Pflasters überwunden werden. Sehr positiv war die Tatsache, dass die Tür mit einem internationalen, sogenannten Euroschlüssel, zu öffnen ist. Dieser Schlüssel passt europaweit für die meisten Behinderten-WCs. Allerdings sollte sich die Tür dann automatich öffnen, da nicht jeder aus eigener Kraft in der Lage ist, sie aufzuziehen. Ebenso erwies sich die Schwelle direkt am Eingang als problematisch.
Manch einer war überrascht, dass es neben dem Melanchthonhaus überhaupt eine Behindertentoilette gibt. Sinnvoll erscheint, ein gut sichtbares Hinweisschild zu platzieren.
Die neuen Platten und Pflastersteine an den beiden Seiten der Fußgängerzone, die nach der Verlegung des Glasfasernetzes gelegt wurden, erwiesen sich als idealer Untergrund für unsere Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer und Kinderwagenpiloten. Doch leider sind genau die Bereiche mit Tischen, Stühlen, Werbeschildern und Warenständern zugestellt. Nach Meinung von Lasso e. V. gibt es zwei Möglichkeiten für eine Lösung. Die eine, dass die Geschäfte und Gastronomiebetriebe diesen Streifen auf beiden Seiten freihalten. Die andere Möglichkeit wäre, dass der Mittelteil der Fußgängerzone ebenfalls mit den flachen Pflastersteinen gelegt wird. Herr Bürgermeister Nöltner schlug ein Gespräch mit den in der Fußgängerzone ansässigen Betrieben innerhalb des nächsten halben Jahres vor, um dies zu besprechen.
Am Rande der Veranstaltung wurden noch zahlreiche andere Probleme angeschnitten. Unter anderem der immer noch fehlende Außenaufzug am Alten Rathaus und das Ärztehaus, das in der Sporgasse geplant ist. Das Ärztehaus könnte Ärzten, die z. B. nur über Treppen erreichbar sind, eine barrierefreie Praxis ermöglichen. Man darf nicht vergessen, dass es, bedingt durch immer mehr Senioren, auch immer mehr gehbehinderte Menschen geben wird.
Lasso e. V. äußerte sich enttäuscht darüber, dass keine Gemeinderatsmitglieder der Christlichen-, und Sozialen Demokraten, Die Grünen, der FDP und der AfD teilgenommen haben. Hier scheint wohl das Interesse an der Personengruppe zu fehlen, die, wie alle anderen Menschen auch, ein Recht auf Teilhabe am sozialen Leben hat.
Hinzufügen wäre noch, dass an der Aktion über 30 Menschen, darunter mehrere Gemeinderäte, teilnahmen und die Presse relativ ausführlich berichtete.
Konkret beschlossen wurde die Aktion beim September-Stammtisch von AUFBRUCH BRETTEN. Viele warten jetzt darauf, dass in Kürze ein Oktober- oder zumindest ein November-Stammtisch angekündigt werden. Dies aber ist wegen der sich laufend verschärfenden „Corona“-Maßnahmen z.Zt. nicht möglich, da Treffen im Freien aufgrund der Witterungsverhältnisse kaum noch zumutbar sind und Zusammenkünfte in Gaststätten fast von Woche zu Woche stärkeren Restriktionen unterliegen: wer weiß schon, mit wieviel Personen sie in der nächsten Woche noch erlaubt sind ???
Dass diese konkreten Einschränkungen der Versammlungsfreiheit, nicht zuletzt für kritische Gruppierungen, (ganz unabhängig von der realen Sinnhaftigkeit) auch gewisse positive „Nebeneffekte“ für Bundes- und Landesregierung sowie die kommunale Verwaltung haben dürfte, könnte vielleicht ein gewisses Kalkül haben… wie gesagt, vielleicht.
Trotzdem haben die meisten von uns noch die Möglichkeit, elektronisch miteinander zu kommunizieren. Stadtrat Hermann Fülberth ist bei dringenden Infos oder Fragen unter der bekannten E-Mail Adresse zu erreichen.