Unter dem Motto „Brettener Kindergärten – wie weiter ?“ veranstaltete AUFBRUCH BRETTEN am letzten Freitag eine Podiumsdiskussion im Bürgersaal des Alten Rathauses. Das Podium war mit Bürgermeister Michael Nöltner (zuständiger Dezernent), Heike Hermann (Referentin bei der Gewerkschaft GEW), Christoph Mack (Kandidat von AUFBRUCH BRETTEN und Vater einer Tochter im Kindergartenalter) sowie Heike Dörsam (Geschäftsführerin des Kindergarten-Trägervereins „Schneckenhaus“) vielfältig besetzt. Die Moderation lag bei Dr. Peter Bahn (AUFBRUCH BRETTEN). 25 Personen nahmen an der Veranstaltung teil, gut die Hälfte davon Erzieherinnen und Erzieher aus Kindergärten.
Die teilweise recht kontroverse Diskussion gruppierte sich um vier Themenblöcke: eine Gebührensenkung bis zur eventuellen Gebührenfreiheit für Kindergärten, die Personalsituation in den Einrichtungen, die Frage nach der Arbeitsplatznähe von Kindergärten und die Qualitätssicherung. Während sich die GEW-Vertreterin für die Gebührenfreiheit und die Vertreter von AUFBRUCH für eine Gebührenfreiheit unter bestimmten Bedingungen (volle Kostenübernahme durch das Land, keine Abwälzung der Lasten auf die Kommunen, schrittweise Einführung) aussprachen, plädierte BM Nöltner für die Beschränkung der Gebührenfreiheit auf das letzte Kindergartenjahr. Heike Dörsam war dagegen skeptisch: bei einer Gebührenfreiheit drohe ein zusätzlicher Zustrom in die Einrichtungen, die zu Mehrbelastungen der Erzieher und Qualitätsverlusten führen werde.
Beim Thema Personalsituation waren sich alle Podiumsteilnehmer einig, dass die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher schwierig, z.T. nervenaufreibend und in hohem Maße verantwortungsvoll ist. Die Personaldecke sei dünn, sowohl in den örtlichen Einrichtungen, als auch landesweit, die Fluktuation hoch. Der Erzieherberuf müsse attraktiver gemacht werden, was aber nicht nur über finanzielle Anreize, sondern vor allem über eine Verbesserung der Arbeitssituation, z.B. einen besseren Personalschlüssel, geschehen müsse.
Beim Thema Arbeitsplatznähe vertrat AUFBRUCH BRETTEN die Ansicht, dass man neue Kindergärten in der Nähe größerer Arbeitsstätten planen solle. Dann könnten die Eltern ihre Kinder mit zum Betrieb nehmen, dort im Kindergarten abgeben und nach Feierabend weiter mitnehmen. Die Betriebe müssten an den Kosten solcher Einrichtungen beteiligt werden, ersparten sie doch eigene Betriebskindergärten. Dagegen wurde eingewandt, wichtiger sei die Wohnortnähe der Kindergärten, auch mit Blick auf eine spätere gemeinsam Einschulung der Kinder. BM Nöltner berichtete von Versuchen der Stadt in der Vergangenheit zu Kooperationen mit Betrieben im Kindergartenbereich zu kommen, die aber bisher im Sande verlaufen seien. Eine interessante Anregung brachte Frau Dörsam in die Diskussion ein, indem sie vorschlug, etwas tiefer anzusetzen und über größere Betriebe für Beschäftigte mit kleinen Kindern eine bestimmte Zahl von Tagesmüttern einzustellen und einen Raum für die Kleinkindbetreuung zur Verfügung zu stellen.
Beim Thema „Qualitätssicherung“ kam man zwangsläufig wieder auf die Personalsituation zurück. Gute Qualität in den Kindergärten, da waren sich alle einig, bedürfe qualifizierten und vor allem motivierten Personals und eines besseren Personalschlüssels, vor allem bei den unter Dreijährigen. Dr. Bahn widersprach in diesem Zusammenhang BM Nöltner, der auf begrenzte finanzielle Spielräume hinwies und meinte: „In diesem reichen Land ist genug Geld da. Es muss nur gerechter verteilt werden, so dass es auch den Kindern in den Kindergärten und ihren Betreuern zugute kommt.“
An die Podiumsdiskussion schloss sich eine rege Debatte mit dem Publikum im Saal an, bei der vor allem aus den Reihen der Erzieherinnen zahlreiche Hinweise auf ihre Arbeitssituation und die damit verbundene Belastung aufgezeigt wurden. Nach mehr als zweieinhalb Stunden endete die Veranstaltung, bei der die zahlreichen, z.T. ganz unterschiedlichen Aspekte des Themas „Kindergärten“ deutlich wurden und die damit für die meisten Besucher sehr lehrreich war.