Dass der Bürgersaal und das Trauzimmer im Alten Rathaus für Rollstuhlfahrer und Rollatorbenutzer so gut wie unerreichbar sind, ist vielen Brettenern gar nicht bewusst. Denn der Zugang zum Gebäude und die Innenerschließung der einzelnen Stockwerke sind nur über Treppen möglich und somit nicht barrierefrei. Ähnlich sieht es bei anderen öffentlichen Gebäuden im Innenstadtbereich aus. Darauf aufmerksam zu machen war das Ziel eines Rundgangs, zu dem die Wählergemeinschaft AUFBRUCH BRETTEN letzten Freitag eingeladen hatte.
Dass es in dem städtischen Gebäude des Alten Rathauses einen Aufzug geben müsse , war für Peter Bahn von AUFBRUCH BRETTN eine ausgemachte Sache. „Auch Gehbehinderte müssen eine Möglichkeit haben, Kulturveranstaltungen, z.B. im Bürgersaal, zu besuchen“, meinte er. Das Thema „Aufzug“ werde im Gemeinderat schließlich schon lange genug diskutiert. Und Stadtrat Hermann Fülberth hatte auch gleich einen konkreten Vorschlag: einen Außenaufzug an der Südseite des Gebäudes, zur Pforzheimer Strasse hin.
Um einen Außenaufzug ging es uch bei der nächsten Brettener Kultureinrichtung, dem Stadtmuseum im Schweizer Hof. Peter Bahn, der das Museum 16 Jahre lang leitete, berichtete aus eigener Erfahrung davon, dass viele Besucher mit Rollstühlen oder Gehhilfen drei der vier Ausstellungsebenen nicht erreichen konnten. Abhilfe geschaffen werden könne hier mit der Installation eines Außenaufzuges über den Innenhof des Anwesens. So gehe auch keine Ausstellungsfläche verloren.
Weiter ging der Rundgang zum Amtshaus, dem Sitz von Notariat und Amtsgericht. Das mehrstöckige Gebäude, das sich im Eigentum des Landes befindet, ist nur über eine kleine Außenrampe und zahlreiche steile Treppen erschlossen – eine Zumutung nicht nur für Gehbehinderte, sondern z.B. auch für Eltern mit Kinderwagen. Hier, so Hermann Fülberth, müsse die Stadt Bretten gegenüber dem Land auf eine Verbesserung drängen. Der Rundgang führte dann weiter zur Stadtbücherei, in der nur das Erdgeschoss barrierefrei erschlossen ist und zum Neuen Rathaus, das zwar über gute barrierefreie Zugänge und einen Aufzug bis zum 2. Obergeschoss verfügt, bei dem das 3. Obergeschoss (mit weiteren Büros und Besprechungsräumen) aber nur über eine schmale, steile Treppe erreicht werden kann.
Eingegangen wurde schließlich auch auf die Situation am Bahnhof Bretten, einer Liegenschaft im Eigentum der Deutschen Bahn. Berichtet wurde, dass bereits vor 19 Jahren, im Frühjahr 2000, der Abschluss der Bahnhofssanierung mit einem großen Fest gefeiert worden war und schon damals von der DB versprochen wurde, „in Bälde“ zwei Aufzüge zu den Bahnsteigen 2/3 und 4/5 zu installieren. Darauf warten die Brettener bis heute und ein barrieefreies Umsteigen zwischen den einzelnen Bahnsteigen ist nach wie vor nicht möglich.
Peter Bahn zog für AUFBRUCH BRETTEN am Ende des Rundgangs Bilanz:
„Wir brauchen ein städtisches Gesamtkonzept für ein barrierefreies Bretten, das die verschiedenen notwendigen Einzelmaßnahmen zusammenfasst“.
Dann müsse die Stadt ihren Teil tun, Fördertöpfe in Anspruch nehmen und die anderen Liegenschaftseigentümer – Land, DB – ganz konkret auf Maßnahmen ansprechen. Dabei sei auch ein Erwerb des Bahnhofs durch die Stadt nicht auszuschließen.